Prominente Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaflter, Musiker, Schauspieler und Politiker richten ihre ganz persönlichen Wünsche an Europa in einer 10-15 Minuten dauernden Rede vor jedem Konzert an das Publikum im Konzertsaal und vor dem Radio zu Hause.
August Everding
Staatsintendant und Präsident des Deutschen Bühnenvereins
August Everding wurde 1928 in Bottrop, Westfalen geboren. Nach dem Abitur studierte er in Bonn und München Philosophie, Theologie, Germanistik und Theaterwissenschaften. Er war Regieassistent an den Münchner Kammerspielen unter Leitung von Fritz Kortner und Hans Schweikert. Es folgten eigene Regiearbeiten in München und an auswärtigen Bühnen. Seine Opernproduktionen nahmen immer größeren Raum ein. Mit seinen Inszenierungen „Tristan" (Wien 1967) und „Der Fliegende Holländer" (Bayreuth 1969) etablierte er sich als Opernregisseur. Der Weg an die New Yorker Met, an der er seit Anfang der 70er Jahre in fast jeder Spielzeit inszenierte, war geebnet. 1959 wurde August Everding Oberspielleiter, 1960 Schauspieldirektor und 34jährig Intendant der Münchner Kammerspiele. 1973 übernahm er die Intendanz der Hamburgischen, vier Jahre später die der Bayerischen Staatsoper. 1982 wurde er Generalintendant der Bayerischen Staatstheater. In den folgenden Jahren tritt der Manager und Kulturpolitiker August Everding immer mehr in den Vordergrund. So erreichte er 1985 die Einführung einer Regieklasse an der Münchner Hochschule für Musik. In den 80er Jahren war er einer der Initiatoren der Enzyklopädie des Musiktheaters, die in Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth und dem Piper-Verlag entstand. Unermüdlich setzte er sich für die Wiederherrichtung des Münchner Prinzregententheaters ein. August Everding ist Präsident des Deutschen Bühnenvereins und des Internationalen Theaterinstituts, Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Fernsehen und Film in München, Mitglied des Rundflinkrats, Vizepräsident des Goethe-Instituts, wissenschaftlicher Beirat des Forschungs-Instituts für Musiktheater der Universität Bayreuth, Vorsitzender des Künstlerischen Beirates der Konzertgesellschaft München sowie Präsident der Internationalen Vereinigung der Opernhausdirektoren. In München lehrt er an der Ludwig-Maximilian-Universität und hat eine Professur an der Musikhochschule. Er ist u.a. Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und des Bayerischen Verdienstordens und ist „Commendatore ordine al merito della Repubblica Italiana". 1988 erhielt er den Ehrenpreis der Stadt München. Seine umfangreiche Regietätigkeit führt ihn in alle Welt. Ein Teil seiner brillanten Reden wurde 1985 in dem Buch „Es ist mir die Ehre widerfahren" publiziert.
Christian Führer
Pfarrer der St. Nikolaikirche in Leipzig
Europa-Rede
Aufgewachsen in Langenleuba-Oberhain (Sachsen), Abitur; Studium der Theologie in Leipzig; Pfarrer in Lastau und Colditz; seit 1980 Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig; 1980 Organisation verschiedener Veranstaltungen im Rahmen der ersten Friedensdekade; Mitbegründer der seit 1982 stattfindenden Friedensgebete gegen das Wettrüsten in Ost und West; maßgeblich beteiligt am Konzept "Offene Stadtkirche"; Mitarbeit im Netzwerk oppositioneller Gruppen "Frieden konkret", 1987 Organisation und Durchführung eines eigenständigen Pilgerwegs im Rahmen des Olof-Palme-Friedensmarschs; Gründung des Gesprächskreises "Hoffnung" für Ausreisewillige; Januar 1988 "Moderator" von Fürbittandachten für die im Zusammenhang mit der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration in Berlin Verhafteten; Februar 1988 Vortrag "Leben und Bleiben in der DDR" in der Nikolaikirche, Begegnung mit oppositionellen Gruppen, die im Herbst 1989 zum Ausgangspunkt der Leipziger Montagsdemonstrationen wurden; in den 80er Jahren vom MfS bearbeitet; 1991 Theodor-Heuss-Preis; 1993 Initiative zur Bildung der "Koordinierungsgruppe Kirchlicher Erwerbsloseninitiativen Sachsens"; seit dem Beginn der Proteste gegen die Sozialpolitik der Bundesregierung (neue "Montagsdemonstrationen") lädt er wieder zu Friedensgebeten vor den Demonstationen in die Nikolaikirche ein.
Unter dem Eindruck der Greueltaten des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslavien hielt Novak am 03. Oktober 1993 in München eine ergreifende Europa-Rede für Kroatien, die ihn wegen seine offenen Kritik nach Rückkehr aus München in seine Heimat in eine lebensbedrohliche Situation brachte.
Slobodan Proserov Novak studierte Komparatistik an der Fakultät für Geistes-und Sozialwissenschaften in Zagreb und erhielt seinen MA 1976 und Ph.D. im Jahr 1978. Als Journalist arbeitete bei der Zeitschrift Vjesnik u srijedu (1973-1974) bevor er im Jahr 1988 Professor der alten kroatischen Literatur an der Philosophischen Fakultät wurde. In der Zeit von 1981 bis 1984 lehrte er am Institut für Slavistik der Universität von Rom. Von 1990 - 1992 war er stellvertretender Ministers für Bildung, Kultur und Sport der Republik Kroatien. In dieser Zeit wurde er Präsident des Rates der Dubrovnik Summer Festival und in 2000 zum Intendanten ernannt.
Novak war Initiator und Chefredakteur der Zeitschrift Vijenac Matica hrvatska und Herausgeber der Zeitschrift "Lettre Internationale" und des Magazins Cicero.
Als Präsident der kroatischen PEN Gesellschaft war er 10 Jahre bis 2000 tätig. Von 2001-2005 lehrte er südslawischen Philologie am Institut für Slawistik der Universität Yale in New Haven, USA. Derzeit unterrichtet er kroatischen Literatur an der Universität von Split.
Novak bearbeitet mehrere Bücher über kroatische Schriftsteller, verfasste viele literarische Anthologien und war der Schöpfer der multimedialen Projekte, wie das Theater zeigt Ecce homo und "Kako bratja prodaše Jozefa" in Dubrovnik Summer Festival im Jahr 1995.
Åse Kleveland
Kulturministerin von Norwegen
Kleveland zog 1956 von Schweden nach Norwegen. Sie studierte Rechtswissenschaften an der Universität Oslo; ein besonderer Schwerpunkt war das Urheberrecht. 1966 trat sie für Norwegen beim Eurovision Song Contest mit dem Stück Intet er nytt under solen auf und erreichte den 3. Platz. In den 1980ern war Kleveland Präsidentin der Vereinigung der norwegischen Künstler und Musiker. 1986 moderierte sie in Bergen den ersten Eurovision Song auf norwegischem Boden, nachdem im Vorjahr das Duo Bobbysocks den Wettbewerb gewonnen hatte. Von 1986 bis 1990 leitete sie einen Rat für Gleichberechtigung der Norwegischen Regierung. Von 1990 bis 1996 war Kleveland Kulturministerin für die Arbeiterpartei unter Gro Harlem Brundtland. In dieser Funktion übernahm sie die politische Leitung der 17. Olympische Winterspielen in Lillehammer
Sie war von 2000 bis 2006 auch Präsidentin des Schwedischen Filminstituts. Im Juni 2007 wurde sie Vorsitzende des Human-Ethik Forbund, einer säkular-humanistischen norwegischen Organisation.
Vytautas Landsbergis
Musikwissenschaftler, Deputierter und ehemaliger Vorsitzender des Obersten Rates der Republik Litauen und erster Staatspräsident des Landes
Vytautas Landsbergis ist einer von zwei Söhnen (Bruder Gabrielius) einer großbürgerlichen Familie. Sein Vater, Vytautas Žemkalnis-Landsbergis, arbeitete bis zum Zweiten Weltkrieg als Chefarchitekt in Kaunas. Vytautas studierte am Staatskonservatorium in Kaunas Klavier und arbeitete zunächst als Klavierlehrer. 1969 promovierte er mit einer Arbeit über Leben und Werk des Komponisten und Malers Mikalojus Konstantinas Čiurlionis. Am Staatskonservatorium lehrte er als Dozent für Musikgeschichte und Klavier. Er schuf sich einen Ruf als angesehener Musikwissenschaftler und Experte für das kompositorische und malerische Werk des litauischen Nationalhelden Čiurlionis. Bereits in dieser Arbeit kam seine Verbundenheit mit der litauischen Heimat zum Ausdruck. 1987 gehörte er zu den Begründern der Čiurlionis-Gesellschaft, die sich die Bewahrung des kulturellen Erbes dieses bedeutendsten litauischen Komponisten zur Aufgabe gemacht hat. In den 50er Jahren nahm Landsbergis mehrmals an den litauischen Schachmeisterschaften teil. ist ein litauischer konservativer Politiker. Er war als Vorsitzender des provisorischen Parlaments (Seimas), das erste Staatsoberhaupt Litauens nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1990. Er war später Parlamentspräsident und ist heute Mitglied des Europäischen Parlaments.
Colette Flesch
Generaldirektorin für Audivisuelle Medien, Information, Kommunikation und Kultur bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften
Anatolij Sobtschak
Professor der Rechtswissenschaften und Bürgermeister von St. Petersburg
Sobtschak war zu Zeiten der Sowjetunion Professor für Rechtswissenschaft an der Universität Leningrad. Zu seinen Studenten gehörte Putin. Als Sobtschak 1991 Bürgermeister von Petersburg wurde, holte er Putin als Stellvertreter ins Amt.
Sobtschak galt als von der Marktwirtschaft überzeugter Reformpolitiker. Beim Putschversuch gegen Michail Gorbatschow im August 1991 organisierte er in Leningrad Demonstrationen und Kundgebungen gegen die Putschisten. Er setzte sich für die Rückbenennung Leningrads in Sankt Petersburg ein und versuchte ein ehrgeiziges Programm zu gestalten, um die Stadt am Finnischen Meerbusen für westliche Investoren wie auch Touristen attraktiv zu machen.
Gyula Horn
Mitglied des Parlaments, ehemaliger Außenminister und ungarischer Premierminister
Elka Konstantinova
Professorin für Literaturwissenschaften und ehem. Kulturministerin
Giuletta Massina
Schauspielerin
Eduardo Lourenço
Schriftsteller
Raimon Panikkar
Priester und Philosoph
Jiří Gruša
Schriftsteller und Botschafter
Vigdís Finnbogadóttir
Staatspräsidentin von Island und ehem. Theaterdirektorin
Vigdis Finnbogadottir wurde 1930 in Reykjavik geboren. Sie studierte zunächst Französisch, Literatur und Theaterwissenschaften an der Sorbonne in Paris und an der Universität Grenoble, danach Theatergeschichte in Kopenhagen und Uppsala. Nach ihrem Examen unterrichtete sie Französisch am Gymnasium in Reykjavik und engagierte sich in einer freien Theatergruppe, die sich besonders der französischer) Avantgarde zuwandte. Sie hielt Vorlesungen über französische Dramaturgie und Theatergeschichte an der Universität Islands und wurde durch Französischkurse im Fernsehen und als Moderatorin von Kultursendungen bekannt. Von 1972 bis 1980 übernahm Vigdis Finnbogadottir die Leitung des Stadttheaters Reykjavik. Sie setzte sich besonders für Inszenierungen einheimischer Werke ein und war bestrebt, isländische Literatur im Ausland sowie internationale Literatur des Auslands in Island bekannt, zu machen. Sie nahm mehrfach an politischen Aktionen teil, war jedoch bis zu ihrer überraschenden Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 1980 parteipolitisch ungebunden. Ihre Einstellung bezeichnet die als erste Frau für das Amt des Staatspräsidenten Kandidierende als „leicht rosa angehaucht". 1980 wurde Vigdis Finnbogadottir Staatspräsidentin und im Jahre 1984, 1988 und 1992 in ihrem Amt bestätigt. Ihre wichtigste Aufgabe sieht Vigdis Finnbogadottir in der Identitätsbewahrung der Isländer. Sie bemüht sich deshalb besonders um die Pflege und Erhaltung der isländischen Sprache. Seit 1976 ist sie Mitglied des beratenden Kulturkomitees des Nordischen Rates und seit 1987 dessen Vorsitzende. Die Universitäten Bordeaux, Grenoble und das Smith College, USA verliehen ihr in den 80er Jahren die Ehren Doktorwürde.
Märta Tikkanen
Schriftstellerin