Ich habe Jahrzehnte damit verbracht, neue Klänge zu suchen und zu finden. Gleichzeitig habe ich mich mit Formen, Stilen und Harmonien der Vergangenheit auseinandergesetzt. Beiden Prinzipien bin ich treu geblieben… Mein derzeitiges Schaffen ist eine Synthese. (Krzysztof Penderecki)
Krzysztof Penderecki wurde am 23. November 1933 in Dębica (Polen) geboren. Bereits in jungen Jahren erhielt er Violin- und Klavierunterricht, mit 18 nahm ihn das Krakauer Konservatorium auf. Ab 1954 studierte er bei Artur Malewski und Stanislas Wiechowicz Komposition an der Krakauer Staatsakademie für Musik, an die er 1958 zum Professor berufen wurde. Ein Jahr später gewann Penderecki beim II. Warschauer Wettbewerb Junger Polnischer Komponisten alle drei zu vergebenden Preise. Zur internationalen Avantgarde schloss er 1960 mit der Uraufführung von Anaklasis für 42 Streichinstrumente bei den Donaueschinger Musiktagen auf. Einem breiten Publikum wurde Penderecki 1966 mit der Aufführung der Lukas-Passion im Dom zu Münster bekannt. Von 1966 bis 1968 lehrte der polnische Komponist an der Folkwang-Hochschule in Essen. Seine erste Oper, Die Teufel von Loudon nach Aldous Huxley, kam 1969 an der Hamburgischen Staatsoper zur Uraufführung. 1972 wurde Penderecki zum Rektor der Musikhochschule in Krakau ernannt, von 1973 bis 1978 lehrte er außerdem an der Yale University in den USA. Als Dirigent eigener und fremder Werke gewann Penderecki weltweite Anerkennung.
Penderecki hat mehrere seiner Werke im Andenken an die Katastrophen des 20. Jahrhunderts komponiert. Threnos für 52 Streichinstrumente von 1960 ist den Opfern des Bombenabwurfs über Hiroshima gewidmet, das Klavierkonzert Resurrection entstand unter dem Eindruck der Anschläge vom 11. September 2001. Für Penderecki sind solche inhaltlichen Verknüpfungen keine abstrakten Vorstellungen, sie werden für den Zuhörer in der instrumentalen Tonfärbung und Klangdramatik emotional nachvollziehbar. Umfangreiche politisch-gesellschaftliche Bezüge finden sich auch im Polnischen Requiem, dessen Komposition 1980 mit dem Lech Walesa zugeigneten Lacrimosa begonnen wurde. Weitere Sätze des Werkes hat Penderecki den polnischen Auschwitz-Opfern und dem Warschauer Aufstand von 1944 zugedacht. 2005 kam die Ciaccona in memoriam Johannes Paul II. im Gedenken an den aus Polen stammenden Papst hinzu.
Die unmittelbare Zusammenarbeit mit herausragenden Solisten, darunter Anne-Sophie Mutter (u.a. beim zweiten Violinkonzert Metamorphosen), Mstislaw Rostropowitsch (Concerto
per violoncello ed orchestra no. 2) und Boris Pergamenschikow (Concerto grosso), führte zu einer Vielzahl von Kompositionen unterschiedlichster Gattungen. Das besondere Interesse des Komponisten gilt den musikalischen Großformen, insbesondere der Gattung Sinfonie. Pendereckis 1997 uraufgeführte siebte Sinfonie Seven Gates of Jerusalem sieht eine Besetzung mit fünf Gesangssolisten, Sprecher, drei Chören und großem Orchester vor. Dieses gut einstündige Werk entstand unter dem Titel im Rahmen der 3000-Jahr-Feier Jerusalems. Die alttestamentarischen Texte der Gesangspartien stehen in besonderer Beziehung zur wechselvollen Geschichte der Stadt. Lieder der Vergänglichkeit lautet der Titel der achten, gut einstündigen Sinfonie für Solisten, Chor und großes Orchester, die er anlässlich der Eröffnung der Luxemburger Philharmonie 2005 schrieb. Die zugrundeliegenden romantischen Gedichte zu den Themen Wald und Baum stammen von deutschen Dichtern wie Goethe, Arnim und Eichendorff.
Penderecki gehört zu den am häufigsten geehrten Musikern seiner Generation: 1966 erhielt er den Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, 1967 den Prix Italia und die Sibelius Gold Medal und 1970 den Preis des Polnischen Komponistenverbandes. Zudem wurde er ausgezeichnet mit dem Prix Arthur Honegger (1977), dem Sibelius Prize of the Wihuri Foundation, dem Polnischen Staatspreis (beide 1983), dem Premio Lorenzo il Magnifico (1985), dem University of Louisville Grawemeyer Award for Music Composition (1992), dem Preis des Internationalen Musikrates/UNESCO (1993) sowie dem Musikpreis der Stadt Duisburg (1999), dem Cannes Award als "Living Composer of the Year" (2000), dem Romano Guardini Preis der Katholischen Akademie in Bayern (2002) und dem Praemium Imperiale (2004). Seit 1990 ist er Träger des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und Chevalier de Saint Georges. 1995 wurde er Mitglied der Royal Academy of Music in Dublin, 1998 der American Academy of Arts and Letters und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 2006 wurde er zum Commander of the Three Star Order in Riga, Lettland, ernannt und ist Mitglied des Order of the White Eagle in Polen. Krzysztof Penderecki ist Ehrendoktor und -professor zahlreicher internationaler Universitäten.